Rezepte wie aus Omas Küche

0
128

In ihrem neuen Kochbuch „Meine griechische Dorfküche“ lädt die Hamburger Autorin und Fotografin Elissavet Patrikiou mit Rezepten, Fotos und Texten ein, ins „echte“ Griechenland einzutauchen. Vom Essen, den Geschichten der Frauen aus dem Dorf und ihren eigenen Erinnerungen – das Buch ist ein Erlebnis für alle Sinne. Wir durften mehr erfahren und zeigen ein leckeres Gericht aus der beim Südwest Verlag erschienenen Homage an die griechische Dorfküche.

HAMBURG WOMAN: Eli, welches Essen weckt sofort Erinnerungen bei Dir?
Die frisch gebackene Spinatpita meiner Mama. Dieser Duft und dann das erste warme Stück. Glück pur! Und wilder Oregano und Basilikum, die bei uns im Dorf wachsen und mich so sehr an meine Kindheit erinnern.

Für dein Buch hast du mit dem halben Dorf gekocht – was war der schönste Moment während deiner Recherche?
Es gab so viele! Die Produktion dieses Buches hat insgesamt 2 Jahre gedauert. Das ist eine sehr intensive Zeit, die man dann zusammen verbringt. Ich erinnere mich gerne an den Moment zurück, als sich die Frauen auf dem Feld getroffen haben, um gemeinsam Wasa-Brot zu backen – auf offenem Feuer. Wir haben gemeinsam gegessen, gesungen und getanzt…

Wann hast du eigentlich das erste Mal gekocht?
Mit 12 Jahren, habe ich angefangen zu kochen. Meine Mutter war alleinerziehend und es war anders gar nicht möglich. Ich habe es aber auch sehr geliebt – denn das waren die Momente, die wir gemeinsam hatten: das Essen. Kein Wunder, dass ich jetzt Kochbücher schreibe. (lacht)

“Ich lebe in Hamburg und habe griechische Wurzeln. Meine Mutter kam in den 1960er-Jahren als Gastarbeiterin nach Deutschland. Der Geschmack, die Sprache und Kultur meiner anderen Heimat Griechenland gehören zu meinem Leben“, erklärt Elissavet Patrikiou, die seit über 30 Jahren als freie Fotografin und Autorin arbeitet.

Wie wichtig ist das gemeinschaftliche Essen in der griechischen Kultur?
Es bedeutet fast alles! Sein Essen mit anderen zu teilen, sich Zeit zu nehmen für die Familie und Freund*innen: das ist dort das Leben. Mit einem guten Essen und Zeit kann man anderen seine Liebe und Wertschätzung zeigen. Das würde ich mir hier in Deutschland auch noch mehr wünschen. 

Und welche Rolle spielen Jahreszeiten und regionale Zutaten in der griechischen Küche?
Eine sehr große. Die Menschen im Dorf bauen ihr Gemüse und Obst noch selbst an. Und genau so wird dann auch gekocht: nach den Jahreszeiten und mit dem, was man eingelegt und fermentiert hat. Meine Mutter ist 83 Jahre alt und ich bin der festen Überzeugung, dass sie genau das auch so fit hält – gutes Essen, Bewegung und Licht.

Gibt es eine griechische Zutat oder ein Gewürz, das in keiner Küche fehlen sollte?
Definitiv Oregano! Eines der wichtigsten Gewürze in der griechischen Küche. Aber auch Lorbeer wird oft verwendet. Generell wird mit sehr wenigen Gewürzen gekocht. Der „Star“ ist immer das Produkt, das man gerade kocht. 

Du bist nicht nur Autorin, sondern auch Food- und Reportage-Fotografin. Wie beeinflusst dein fotografischer Blick deine Arbeit und deinen Bezug zum Essen?
Sehr viel von meinen Arbeiten, auch in den Reportagen, haben einen Bezug zum Essen. Ich liebe es, Geschichten von spannenden Menschen zu erzählen. Egal ob Sterneküche oder „Dorfküche“. Das hat für mich den gleichen Stellenwert. Ich liebe ein gut gekochtes Gericht – aber noch wichtiger sind mir die Menschen und Geschichten dahinter. 

Und wie schaffst du es, diese Geschichten so präzise in deinen Bildern einzufangen?
Ich mache nie nur ein Bild vom Essen. Die Köch*innen dahinter und die Atmosphäre in dem Moment spielen dabei immer eine elementare Rolle. Und so verbinde ich alles miteinander. Oft auch mit Worten. Wenn mir die Menschen vertrauen und loslassen – erst dann hab ich einen guten Job gemacht. Das ist das beste Gefühl überhaupt. 

Es gehört zum Dorfbild wie ein eriptero: selbst zubereitetes Essen wird durch das Dorf getragen. Zum Nachbarn, damit das neue Pitarezept gekostet wird, oder zu Älteren, die nicht mehr selbst kochen können. Es gibt immer einen guten Grund, sein Essen mit anderen zu teilen!

Du beschreibst dein Dorf als einen Ort, an dem die Zeit stehen geblieben ist. Was macht diesen Ort so besonders für Dich?
An diesem Ort habe ich alle meine Sommer verbracht, quasi von Geburt an. Und wenn ich da bin, fühlt es sich auch immer noch wie früher an. Dort bin ich immer noch „Kind“. Vieles ist unverändert und die Menschen sind dankbar mit dem, was sie haben. Das liebe ich sehr. Denn dort reflektiere ich auch immer wieder, was wirklich wichtig ist im Leben.

Und wie fühlt sich Hamburg für dich an?
Hamburg ist für mich der erste Ort in Deutschland, an dem ich mich tatsächlich Zuhause fühle. Und das schon seit über 20 Jahren. Ich mag die Vielfalt hier und dass es sich lebt, wie in einem großen Dorf. 

Magst du teilen, was dir deine Familiengeschichte und Lebenserfahrung besonders gelehrt hat?
Je mehr Vielfalt beim Essen – Menschen, Sprachen und Kulturen -, umso reicher ist der Tisch, an dem man sitzt. Das wünsche ich mir: mehr Miteinander. Dass wir gemeinschaftlich das Essen und die eigene Geschichte teilen – mit Respekt und Herz. 

Mehr zu und von Eli gibt es HIER und auf Instagram.

Interview: Hanna Odenwald

Rote-Bete-Salat mit Bulgur und Feta

Zutaten für 4 Personen:
600 g Rote Bete
300 g mittelgrober Bulgur
Salz
1 Zwiebel
6 EL Olivenöl
3 EL Rotweinessig
400 g Feta
glatte Petersilie zum Dekorieren

Zubereitung:

Den Backofen auf 200 °C vorheizen. Die Rote Bete waschen und den Strunk und die Blätter abschneiden. In eine ofenfeste Form mit Deckel geben und ca. 1 Stunde backen, bis sie gar sind. Abkühlen lassen, schälen und in mundgerechte Würfel schneiden. Während die Rote Bete gart, kann man den Bulgur zubereiten. Zuerst den Bulgur in ein feines Sieb geben und gründlich waschen. Einen Topf mit 600 ml Salzwasser zum Kochen bringen und den Bulgur darin 10 Minuten bei kleiner Hitze köcheln lassen. Dann mit einem Küchentuch abdecken, den Deckel auflegen und 15 Minuten stehen lassen. In der Zwischenzeit die Zwiebel schälen und in Streifen schneiden und zu den Rote-Bete-Würfeln geben. Das Olivenöl und den Rotweinessig verrühren, salzen und mit dem Rote-Bete-Zwiebel-Mix vermischen. Dann abdecken und mindestens 15 Minuten ziehen lassen. Zum Anrichten zuerst den Bulgur in eine große Schüssel füllen oder auf mehreren Tellern verteilen. Jetzt den Rote-Bete-Salat darauf verteilen und den Feta darüberbröseln. Mit der Petersilie garnieren und servieren.

Buchtipp:
Schon als Kind verbrachte Elissavet Patrikiou alle Sommerferien im 500-Seelen-Dorf ihrer Mutter Anastasia in den Bergen. Für dieses Buch hat das halbe Dorf sie mit Rezepten versorgt, gekocht, lauthals diskutiert, welches das bessere ist und sie haben gemeinsam gegessen und getanzt.

Elissavet Patrikiou, Meine griechische Dorfküche, Südwest Verlag, geb., 240 Seiten, 26 Euro

Alle Fotos: © Elissavet Patrikiou