Der Club europäischer Unternehmerinnen e. V. (CeU) unter Führung von Initiatorin und Präsidentin Kristina Tröger lud zu einer ganz besonderen Veranstaltung ins Hotel Vier Jahreszeiten: Bastian Behrens, Space-Unternehmer der Firma blackwave, kam zu einem one-on-one mit Kristina Tröger zum Thema „What´s up in space?“ – die Bedeutung der Weltraumindustrie für uns alle…“ und gab dabei tiefe Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Branche.
Denn die Raumfahrt ist längst kein fernes Zukunftsthema mehr – sie ist Teil unseres Alltags, strategischer Schlüssel für Sicherheit, Kommunikation, Mobilität und Klimabeobachtung. In Zeiten geopolitischer Spannungen rückt zudem die Frage nach Europas technologischer Souveränität ins Zentrum: Wer gestaltet den Zugang zum All? Wer kontrolliert die Infrastruktur im Orbit? Und ganz grundlegend – wem gehört eigentlich das Weltall? All diesen Fragen widmete sich die Veranstaltung und rückte dabei die Space-Industrie als einen der dynamischsten Treiber von Innovation und geopolitischer Relevanz in den Fokus.
Bereits mit vier Jahren entfachte Star Wars Behrens’ Begeisterung für den Weltraum. Diese frühe Faszination führte ihn dazu, Luft- und Raumfahrttechnik zu studieren. Ein Schlüsselmoment seines Studiums war 2014 eine Einladung zu SpaceX – ein Erlebnis, das ihn nachhaltig beeindruckte und seinen weiteren Weg maßgeblich beeinflusste. 2016, nach Abschluss seines Studiums, wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit und gründete ein Startup, das spezialisierte Druckspeicher für die Raumfahrt herstellt – essentielle Komponenten für Tanks, ohne die keine Rakete funktionieren könnte. Heute stammen rund 90 Prozent seiner Kunden aus den USA. Angesichts dieser Marktdominanz aber auch der aktuellen Zolldebatte denkt er ernsthaft über eine Verlagerung seines Unternehmens in die USA nach. Er machte deutlich, dass auf Dauer amerikanische Kunden eine effizientere, weniger komplexe Supply Chain erwarten werden.




Die Bedeutung der Raumfahrt stellte er eindrücklich dar: Satelliten sind die Grundlage für Kommunikation, Klimawandelforschung, Katastrophenfrüherkennung und viele weitere essenzielle Anwendungen. Der Raumfahrtmarkt, so seine Einschätzung, wird auf lange Sicht der größte Markt der Welt sein. Gleichzeitig betonte er, dass der Zugang stark reguliert ist – insbesondere die Lizenzierung von Funkfrequenzen beeinflusst, wie viele Satelliten starten.
Zur Situation in Deutschland äußerte sich der Unternehmer differenziert. Die traditionelle Raumfahrt sei hierzulande exzellent aufgestellt: starke Grundlagenforschung, gute institutionelle Basis und ein leistungsfähiger Mittelstand. In der „New Space“-Branche jedoch laufe Deutschland dem Tempo der USA weit hinterher. Während amerikanische Firmen wie SpaceX bereits vor rund 20 Jahren massiv investierten und Innovationsvorsprünge aufbauten, hätten europäische Initiativen einen Rückstand von etwa 18 Jahren.
Kritisch äußerte er sich auch zur europäischen Förderlandschaft: Zwar gebe es eine hervorragende wissenschaftliche Basis, doch die Kapitalisierung dieser Stärken finde vor allem anderswo statt. Besonders vermisse er in Deutschland und Europa den Staat als verlässlichen ersten Kunden für Startups. Statt ineffizienter Förderprogramme bräuchten junge Unternehmen echte Aufträge, um nachhaltig wachsen zu können. Die Vergaberegeln aber seien oft so gestaltet, dass Startups durch Kriterien wie fehlende Bonität oder junges Alter ausgeschlossen werden. Das Ökosystem in München hingegen hob er positiv hervor: Die enge Vernetzung von Wissenschaft, Wirtschaft und Kapitalgebern – etwa rund um die TUM – schaffe günstige Bedingungen für Innovationen.
Blickt man in die Zukunft, so erwartet der Unternehmer eine massive Ausweitung der Raumfahrtaktivitäten: Die Startpreise für Raketenstarts würden drastisch sinken, was zu einer enormen Zunahme an Missionen führen werde. Begriffe wie “Weltraumtaxis” – schnelle Reisen zwischen Kontinenten über den Orbit – könnten innerhalb von fünf bis zehn Jahren Realität werden. Raumfahrt werde, so seine Prognose, eines Tages so selbstverständlich sein wie der heutige Flugverkehr. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass Umweltaspekte der Raumfahrt bislang kaum erforscht werden – schlicht, weil das Marktvolumen noch nicht groß genug sei, um starke Innovationsinitiativen auszulösen.
Insgesamt vermittelte der Vortrag ein eindrucksvolles Bild von den dynamischen Entwicklungen in der Raumfahrtbranche, den großen Chancen, aber auch den strukturellen Hürden, die es für europäische Akteure zu überwinden gilt. Der zukunftsgerichtete Austausch begeisterte die zahlreichen anwesenden Unternehmerinnen und vereinzelten Herren, und führte zu vielen interessierten Fragen aus dem Publikum. Mehr Infos zum CeU gibt es HIER.
Aufmacherfoto: Zoe Andreae LECARE, Janina Föhringer, Talkgast Bastian Behrens Blackwave und die Gastgeberin und und CeU-Präsidentin Kristina Tröger (v.l.) Alle Fotos: © Ulrich Tröger