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Donnerstag, 20 März 2025
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    Mehr Sichtbarkeit für Künstlerinnen

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    Bis zum 01. Juni präsentiert das Bucerius Kunst Forum mit In Her Hands. Bildhauerinnen des Surrealismus die Wiederentdeckung dreier außergewöhnlicher Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts: Sonja Ferlov Mancoba, Maria Martins und Isabelle Waldberg. Alle drei Bildhauerinnen prägten mit unterschiedlichen Techniken den Surrealismus zwischen 1930 und 1960. In der Schau in Hamburg werden erstmals Skulpturen dieser drei Künstlerinnen einander gegenübergestellt und raumgreifend präsentiert.
    © Ulrich Perrey

    Das Bucerius Kunst Forum zeigt drei weibliche Positionen der surrealistischen Bildhauerei und leistet damit einen Beitrag zur Neuinterpretation der vermeintlich rein von männlichen Künstlern dominierten Kunstgeschichte. Die Schau nimmt Bezug auf die Ausstellungen Lee Miller und Geniale Frauen aus dem Jahr 2023, bei denen ebenfalls vergessene, aber wichtige Protagonistinnen der Kunst präsentiert wurden. Positionen, die lange unsichtbar waren. Die drei ausgestellten Künstlerinnen in In Her Hands waren Teil der internationalen Kunstszene von Paris und Kopenhagen bis nach New York und Rio de Janeiro und entwickelten die surrealistische Bildsprache innovativ, unkonventionell und entschieden weiter.

    Die charakteristische organische Formensprache der Dänin Sonja Ferlov Mancoba (1911–1984) war stark von außereuropäischer Kunst, aber auch von der Künstler*innengruppe CoBrA beeinflusst. Intuitiv schuf sie semiabstrakte Wesen, Kriegerfiguren und Masken aus Ton und Gips, später auch in Bronze. Die brasilianische Bildhauerin Maria Martins (1894–1973) verwob in ihren organisch-figuralen Objekten die Mythen Amazoniens mit der Formensprache der Moderne. Isabelle Waldbergs (1911–1990) facettenreiches Œuvre reicht von filigranen linearen Holzstrukturen über abstrakte Bronzeskulpturen bis hin zu Collagen. Die drei Bildhauerinnen waren Teil der internationalen Avantgarde in Paris vor dem Zweiten Weltkrieg, Martins und Waldberg außerdem zentrale Figuren im New York der Kriegsjahre. Sie gehörten zum Kreis um Marcel Duchamp, Alberto Giacometti, Piet Mondrian und Peggy Guggenheim.

    Maria Martins und ihre Skulptur Ma Chanson, um 1944, © Estate of Maria Martins

    Die Ausstellungsgestaltung ist inspiriert von der Art und Weise, wie die Künstlerinnen selbst ihre Werke zu Lebzeiten inszenierten. Die Fenster werden nicht mit Wänden verkleidet, sodass der Ausstellungsraum mit Tageslicht durchflutet wird. Diese Besonderheit wird zum ersten Mal im neuen, seit 2020 bestehenden Gebäude des Bucerius Kunst Forums erprobt und bietet den Besuchenden einen völlig neuen Raumeindruck. Darüber hinaus wird der gesamte Rundgang ohne Wände gestaltet und Vorhänge fungieren als Raumtrenner – ein Element, das in surrealistischen Ausstellungen eingesetzt wurde. Durch die offenen Räume wird die künstlerische Sprache und der Dialog der Skulpturen erzählt und betont. Die Ausstellung setzt erstmals die künstlerischen Anliegen und die oft unkonventionelle Formensprache der drei Bildhauerinnen in Beziehung zueinander. Zugleich rückt sie das Material in den Mittelpunkt, das für alle Drei im kreativen Prozess von großer Bedeutung war. Ihre intensive, sinnliche wie geistige Auseinandersetzung mit den Werkstoffen spiegelt sich in der Gestaltung von Linien, Volumina, Räumen und Ausdrucksgesten ihrer Objekte wider. Die skulpturalen Ensembles lassen die Betrachtenden unmittelbar in die Bildwelten der Künstlerinnen eintauchen, in denen überraschende Verbindungen zur Ästhetik gegenwärtiger Formen in Popkultur, Design und Film zu entdecken sind.

    © Ulrich Perrey

    Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Hirmer Verlag. Die Autorinnen Katharina Neuburger und Renate Wiehager sind zugleich die Kuratorinnen der Ausstellung.

    Aufmacherbild: © Ulrich Perrey