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Montag, 20 Januar 2025
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    Es wird emotional: Juliane Golbs im AEZ

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    Die Hamburger Künstlerin Juliane Golbs wird im AEZ ihre emotionale Serie „Fifth Season“ präsentieren, die sie für ihre Tochter Winnie-Fee Elisabeth Wilma nach einer sehr schweren Erkrankung geschaffen hat. Die Serie steht sinnbildlich für die weitere Zeit, die der Künstlerin mit ihrer Tochter geschenkt wurde. Dieses Geschenk teilt sie mit allen Besucher*innen des AEZ vom 28. Oktober – 03. November.

    Ein besonderer Schwerpunkt der Ausstellung ist die Zusammenarbeit mit der NCL-Stiftung, um auf die unheilbare Krankheit Kinderdemenz aufmerksam zu machen und Spenden für die Forschung zu generieren. Mit prominenten Gästen und einem Live-Act wird die Ausstellung am 28. Oktober mit einer großen Charity-Vernissage von 18-20 Uhr eröffnet. Wir sprachen mit Juliane Golbs und erfuhren mehr über u. a. ihre Kunst und die kommende Ausstellung.

    Seit wann ist die Kunst ein Teil von dir?
    Ich male seitdem ich denken kann. Als ich 6 Jahre alt war, habe ich gemerkt, dass ich auch zukünftig gar nichts anderes tun will. Mit 12 Jahren habe ich mich dann bereits an Kunstunis beworben und nach meinem Abitur bin ich meinem Traum an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HfbK) schließlich näher gekommen.

    Du bist Botschafterin der NCL-Stiftung. Wie kam es dazu?
    Ich unterstütze die NCL-Stiftung, seit ich weiß, dass es diese gibt. Bei der ersten Versteigerung, bei der ich dabei war, wurde auch eines meiner Bilder versteigert und ich meinte noch am gleichen Abend zu Dr. Husemann, dass sie ab jetzt auf mich zählen können. Egal wie groß oder klein das Bild ist – Hauptsache wir kriegen viel Geld zusammen, um die Stiftung voranzutreiben. Seitdem versuche ich fortlaufend, Gelder für die Stiftung zu akquirieren. Bei einer meiner größten Ausstellungen in der Barlach Halle K wurde ich dann zur Botschafterin gekürt, worauf ich sehr stolz bin.

    Hast du einen persönlichen Bezug zur Kinderdemenz NCL?
    Nicht direkt. Doch ich unterrichte neben meiner Malerei Kinder und Jugendliche in Kunst. Ich sehe also, wie diese Kinder wachsen und sich entwickeln – dadurch wird das Schreckliche an NCL mehr als deutlich, denn die erkrankten Kinder können sich eben nicht weiterentwickeln. Das trifft mich sehr. Diese Schwere kann, glaube ich, jeder spüren – auch ohne direkte Berührungspunkte.

    Nun bist du seit kurzem selbst Mutter. Hat die Geburt deiner Tochter deine künstlerische Perspektive verändert? 
    Definitiv. Durch meine Endometriose konnte ich lange nicht schwanger werden. Als es dann endlich geklappt hat, habe ich aufgehört zu malen, da die Dämpfe der Farben nicht ganz ungefährlich sind. Ich habe alles getan, damit mein Kind gesund zur Welt kommt. Auch seit der Geburt gehe ich anders an die Leinwände ran. Meine Werke sind emotionaler als je zuvor und vor allem vielschichtiger. Meine neue Serie „Fifth Season” ist z. B. stark an Emotionen geknüpft – und fühlt sich fast wie eine Umarmung an. 

    Würdest du sagen, die „Fifth Season“ ist deine Herzens-Serie?
    Ja! Ich habe sie gemalt, nachdem meine Tochter im März schwer erkrankt ist und wir sie beinahe verloren hätten. Deshalb auch „Fifth Season”. Denn beinahe hätte ich keine vier Jahreszeiten mit ihr erlebt. Darüber werde ich lange nicht hinweg kommen. Aufgrund dessen ist es mir so wichtig, das Spiel des Lebens, das Licht und die Lebensfreude in meinen Werken zu zeigen.  

    Werke aus der „Fifth Season”:

    Wie genau hilft dir die Kunst in solch schwierigen Zeiten?
    Ich schöpfe Kraft aus meiner Kunst. Die Kunst hat mich schon so oft gerettet und mir so viel Licht geschenkt. Sowohl sie zu kreieren als auch zu konsumieren. In der Kunsthalle zu sitzen hat einen ähnlichen Effekt auf mich wie mein eigenes Schaffen. Andere Menschen greifen zu ungesunden Mitteln, wenn es ihnen nicht gut geht – ich habe die Kunst. Denn eines habe ich gelernt: Meine Emotionen müssen raus. Und wenn ich male, bin ich wie in Trance. Manchmal resultieren aus den Gefühlen dann Ideen, aus denen ich schöpfen kann, die ich später auf einer größeren Fläche verarbeite. Alles von meinen Arbeiten ist also ein Teil von etwas. 

    Bald ist die Vernissage im AEZ. Magst du davon erzählen?
    Wir möchten die Kunst als ein inklusives, verbindendes Erlebnis nahe bringen – mit interaktiven Momenten, wie z. B. einer Community Wall. Es kann beobachtet werden, wie ich mit Skizzenbüchern arbeite und was daraus resultiert. Wie genau ich künstlerisch aktiv werde. Welches interaktive Element ich dazu brauche. Wir sensibilisieren für Kunst und Kultur und wollen die Kreativität fördern. Das ist unser Ziel. Es kann sich in einer Sprache verständigt werden, die keiner Worte bedarf – und zwar unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht, Alter. Alle sind willkommen – auch jene, die vielleicht gar nichts von der Vernissage wussten und einfach zufällig stehen bleiben. Besonders in Zeiten von KI und der Digitalisierung ist es so wichtig, dass die Kreativität und Gemeinschaft nicht verloren geht. (Vernissage: 28.10., 18-20 Uhr)

    Und es wird Geld für die NCL-Stiftung gesammelt, richtig?
    Genau. Es ist wunderbar, dass wir die Vernissage für die NCL-Stiftung an den Start bringen. Ich werde von den Verkäufen der Werke 50% spenden und zudem am verkaufsoffenen Sonntag Skizzen malen, die ich gegen eine Spende vor Ort verschenke. Ich freue mich darauf zu animieren, selbst tätig zu werden und etwas zu bewirken. Freude und Zeit zu schenken. Ich habe in meiner Kindheit immer etwas für Menschen gemalt, wenn sie traurig waren. Wir sollten zu den kleinen Dingen zurückkommen. Etwas Selbstgemaltes kann die größte Freude bereiten und auch die Zeit ist wichtiger, als so einiges anderes. Die Kinder, die von der Krankheit betroffen sind, haben diese eben nicht mehr in dem Maße. Zeit ist ein so riesengroßes Thema und ich freue mich, ins Gespräch zu bringen, dass man diese wieder zu schätzen weiß. Das zu teilen ist so ein Geschenk. 

    Dein Mann hat mit seinem Unternehmen „Around360“ neue Wege geschaffen, Kunst durch virtuelle Technologien zugänglich zu machen. Das klingt interessant.
    Ist es auch! Mir ist es ganz wichtig, dass alle Menschen die Möglichkeit haben, meine Bilder wie in einem Museum betrachten zu können. Mein Mann hat mit seinem Unternehmen „Around360“ diverse Möglichkeiten geschaffen, d. h. virtuelle Museen, damit sich Menschen jederzeit und überall in den Werken und Räumen bewegen können. Der neueste Clou: Mit dem Mobiltelefon lassen sich die Werke nun in 2mx2m Größe an die Wand werfen. Das geht auch mit der „Fifth Season”. Es ist ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Und es ist so schön, dass weltweit darauf zugegriffen werden kann. Ein Beispiel: Ich bin im Urlaub, komme ins Gespräch über meine Kunst und kann diese dann einfach zeigen.

    Und welche Gefühle möchtest du mit deiner Kunst auslösen?
    Die Freude am Leben. Diesen Gedanken: „Das gibt‘s doch gar nicht!”. Ich kenne diese Momente auch im Alltag – diese kleinen Sequenzen, die wohlige Gefühle in mir auslösen. Und Dankbarkeit. Freude. Tiefe. Das sieht man auch in meinen Werken. In diesen Farbverläufen. Sie sind wie eine Glücks-Decke. Und ich wünsche mir, dass meine Werke bei allen dieses Gefühl auslösen.
    Hanna Odenwald

    Mehr Infos zur Künstlerin gibt es HIER und auf Instagram.

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    Juliane Golbs und Ludmila Brendel freuen sich auf die gemeinsame Kunstwoche im Alstertal-Einkaufszentrum mit Werken aus der Serie „Fifth Season“ © Nicolas Krohn

    Vernissage, Ausstellung und Kunstmitmachaktionen im Alstertal-Einkaufszentrum auf der Eventfläche vor Douglas Heegbarg 31
    Vernissage: 28.10.2024 18:00-20:00 Uhr
    Ausstellung: 28.10. 18:00-20:00 Uhr 29.10. – 2.11. 10:00-20:00 Uhr (bis auf den Feiertag am 31.10.) 3.11. 13:00-18:00 Uhr
    Mitmachaktionen: 3.11. 13:00-18:00 Uhr

    Bilder: © Juliane Golbs / Aufmacherbild: © Nicolas Krohn