Die „Vision 2040: Wo Deutschland und Europa stehen könnten, wenn wir alles richtig machen“ stand im Mittelpunkt eines Abends im Hotel Vier Jahreszeiten, zu dem Kristina Tröger, Initiatorin und Präsidentin des Clubs europäischer Unternehmerinnen (CeU), einen der bekanntesten Vordenker des digitalen Wandels in Deutschland eingeladen hatte: Christoph Keese.
Der Geschäftsführer der Axel Springer hy GmbH, leidenschaftlicher Innovator, mehrfacher Gründer und Business Angel, Autor von Bestsellern über Digitalisierung und Wirtschaftspolitik („Silicon Valley“, „Silicon Germany“, „Disrupt Yourself“ und „Life Changer“) nahm vor den geladenen Unternehmerinnen des CeU eine Positionsbestimmung der wirtschaftlichen Lage vor, in der sich Deutschland befindet, und diese fiel für Deutschland nicht positiv aus. So hätten wir im Vergleich auf andere Länder in den letzten Jahrzehnten deutlich an Wohlstand pro Einwohner eingebüßt, und zwar auch im Vergleich zu sehr gerechten Gesellschaften wie der Schweiz. Diese stehe an gerechter Verteilung Deutschland in nichts nach, und trotzdem seien die Einwohner im Schnitt doppelt so wohlhabend.
Ein für unsere Entwicklung besonders schädliches Muster zeige sich seit Jahrzehnten: So würden bahnbrechende innovative Entwicklungen – oft staatlich subventioniert – in Deutschland durchgeführt. Gleichzeitig würde die Politik aber die Produktion in Deutschland verbieten oder durch extrem hohe Auflagen so unattraktiv gestalten, dass die Unternehmen abwanderten und andere Länder die Früchte unserer Entdeckungen ernten würden. Da die Produkte aber sehr wertvoll seien, würde Deutschland sie dennoch nicht boykottieren, sondern importieren, und damit viel Geld für etwas ausgeben, was – ohne politische Verhinderungstaktik – genauso gut zur heimischen Wertschöpfung beitragen könnte.
Christoph Keese nannte aktuelle Zukunftstechnologien, in denen Deutschland (noch) sehr stark sei, und bei denen sich dieses Muster nicht wiederholen dürfe, so Weltraumtechnologie, Luftfahrt, bildgebende KI-Verfahren, Autopiloten im Bereich autonomes Fahren, Hyperloop-Technologie und Kernfusion. Im Anschluss an seinen spannenden Vortrag entwickelte sich eine intensive Diskussion mit den Unternehmerinnen, im Zuge dessen er alle zum “Aufschrei” und Protest aufforderte, wenn wir sehen würden, dass wieder einmal politische Weichen so gestellt würden, dass Technologien und Unternehmen aus Deutschland abwanderten. Das große Dilemma sei, dass wir in Deutschland politisch keine Strategie hätten, wo Deutschland in 10 oder 15 Jahren stehen solle. Daraufhin befragt, was ihn denn hoffen ließe, dass Deutschland das Ruder herumreißen könnte, meinte Keese: “Wir kommen immer zu spät, legen dann aber eine steile Kurve hin.” Allerdings müsse jedem auch klar sein, wenn wir uns die Entwicklung ansehen, die andere Länder vollziehen, dann seien “die Opportunitätskosten, in Deutschland zu leben, riesig”. Deshalb ermögliche er seinen eigenen Kindern “eine möglichst internationale Ausbildung, um den Kindern nicht die Bürde aufzulasten für das Schlamassel, das wir hinterlassen haben.” Denn: “Das wird lange dauern”, bis wir in Deutschland diesen Rückstand “aufgeholt haben”. Und zum Abschluss noch seine Meinung zur Besetzung politischer Ämter: “Es gibt ein paar Ämter, die gefahrnah sind, dafür sollten wir vielleicht Qualifikationen” erwarten. Und: “Als Wirtschaftsminister muss man nicht Wirtschaft studiert haben, vielleicht sollte man das ändern”, so Keese, der mit Leidenschaft für eine bessere Zukunft Deutschlands und die dafür nötigen Weichenstellungen wirbt! Der Abend war ein erstes Highlight im CeU-Jahr 2024, das unter dem Motto “Welt im Wandel” steht. Mehr Infos zum CeU gibt es HIER.