Die beiden das Pilotprojekt duchführenden Parteien – SPD-Fraktion Wandsbek und Die Grünen Wandsbek – möchten nach Vorlage der Testergebnisse des zweimonatigen Pilotprojektes (Verkehrsberuhigung von Teilen des Ortskerns) nun gemeinsam mit den Geschäftsleuten, Initiativen und Bürgern vor Ort eine Entwicklung des Ortskerns voranbringen, die einen Interessenausgleich anstrebt und alle Verkehrsteilnehmer berücksichtigt – von dem Autofahrern über Radfahrer bis zu den Fußgängern. Dieser Prozess soll jetzt mit einem Antrag – der die guten, wie auch die schlechten Erfahrungen der Testphase aufgreift – an den Regionalausschuss Walddörfer in die nächste Runde gehen.
Peter Pape, Regionalsprecher für die Walddörfer der SPD-Fraktion Wandsbek: „Die Flächen in unserer Stadt sind begrenzt. Das gilt nicht nur im innerstädtischen Bereich, sondern auch in Volksdorf. Daher ist es uns wichtig, dass der öffentliche Raum nicht nur als Verkehrsraum, sondern stärker auch als sozialer und ökologischer Stadtraum für alle Verkehrsteilnehmer:innen genutzt werden kann. Die Beteiligung im Laufe des Projektes Flaniermeile hat gezeigt, dass die Haltung der Volksdorfer:innen dazu durchaus kontrovers ist. Das Konzept muss an einigen Stellen nachgebessert werden, das hat die abschließende Auswertung ergeben. Deswegen werden die Ergebnisse der Auswertung und die Vorschläge der Gewerbetreibenden in die Überlegungen für eine Entwicklung des Volksdorfer Ortskerns mit einbezogen, um nicht an den Bürger:innen vorbei zu planen.“
Jan-Henrik Blumenthal, stellvertretender Vorsitzender der Wandsbeker Grünen-Fraktion: „Die Flaniermeile Volksdorf war ein Versuchsraum, wie die Stadt von morgen aussehen könnte. Wir wissen, dass sich der motorisierte Individualverkehr in Städten reduzieren muss, um der Klimakrise entgegenzuwirken. Die Frage, an der wir als Gesellschaft aktuell arbeiten, ist: Wie können wir dieses Ziel gemeinsam umsetzen? In Volksdorf haben wir einen konkreten Versuch gestartet, öffentlichen Raum nicht selbstverständlich für parkende Autos zu nutzen. Die rege Beteiligung der Anwohner*innen und Gewerbetreibenden vor Ort ist ein Gewinn für unsere Demokratie. Die Reaktionen waren sehr divers, von der Forderung die Straßen Claus-Ferck-Straße und Im Alten Dorfe komplett autofrei zu gestalten, bis hin zum Wunsch, dass sich gar nichts verändert. Nun gilt es zusammen mit Verwaltung und Akteur*innen vor Ort Vorschläge für eine dauerhafte Lösung zu erarbeiten.”
Im Antrag an den Regionalausschuss Walddörfer heißt es u.a.:
Eine Kernkritik war und ist der Wegfall der ca. 70 Parkplätze im betroffenen Straßenzug. Am Ende zeigt die Auswertung, dass die Rückmeldung „verschlechterte Parksituation / schlechte Erreichbarkeit“ bei den Nutzer:innen bei den besonders negativen Punkten ca. 13 % ausmacht (bei Anwohner:innen ca. 11% und bei Gewerbetreibenden ca. 14%).
Es wird auch erkennbar, wo Verbesserungen im Konzept erfolgen müssen. Dazu gehören:
– Probleme für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen. Dazu gehören Menschen mit einem Ausweis für “Parkerleichterung für Schwerbehinderte” (blauer Ausweis), aber sicherlich auch Menschen mit Gehhilfen.
– Regelverletzungen wie Falschparkern oder Rücksichtslosigkeit von Radfahrenden.
– Weiterhin zu viel Autoverkehr und/oder zu hohe Geschwindigkeit.
Auf der anderen Seite haben sich ca. 25% der bislang Autofahrenden offenbar entschlossen, während der Flaniermeile auf das Rad umzusteigen oder zu Fuß zu gehen. Die Auswertung bietet trotz aller Kontroversen eine gute Basis, mit der in einem nächsten Schritt ein Konzept zur Weiterentwicklung des Volksdorfer Ortskerns entwickelt werden kann.
Dies vorausgeschickt möge der Regionalausschuss Walddörfer als Beschlussempfehlung für die Bezirksversammlung Wandsbek beschließen:
1. Die Verwaltung wird gebeten, auf Grundlage der Auswertung des Pilotprojektes Flaniermeile und unter Einbeziehung unterschiedlicher Gruppen ein entsprechendes Konzept mit mehreren Varianten für den Volksdorfer Ortskern zu entwickeln. Dabei sollen folgende Zielsetzungen verfolgt werden:
– die Ergebnisse der Auswertung des Pilotprojektes berücksichtigen
– ein barrierearmes Bewegen ermöglichen
– Liefer- und Taxiverkehr mit dafür vorgesehenen Haltebereichen ermöglichen
– KFZ-Zugang und Zubringerverkehr für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen ermöglichen
– eine weitgehende Reduzierung von Parksuchverkehren
– eine Reduzierung der Geschwindigkeit für KFZ
– die Nutzung der Außenflächen für und Berücksichtigung anderer Interessen der Gewerbetreibenden
– attraktive Begegnungs- und Sitzplätze mit Berücksichtigung von Schattenplätzen
2. Bei den zuständigen Fachbehörden Mittel für die Umsetzung einzuwerben.