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Freitag, 13 Dezember 2024
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    Sie bringen die Hansestadt auf die Leinwand

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    Die Galerie im Elysée zeigt die Ergebnisse des Hamburg-Symposiums der Norddeutschen Realisten. Die folgten nämlich Ende Mai der Einladung von Galeristin Christa Block, sich mit Staffeleien, Pinsel und Farbe auf den Weg zu machen, um die Schönheit der Elbmetropole auf der Leinwand einzufangen. Jetzt sind die Ergebniss in Rotherbaum zu sehen.

    Ob Orte am Hafen, Schiffe auf der Elbe, das Treppenviertel in Blankenese, Planten un Blomen oder die Alster – die Gemälde dazu entstanden bei launischem Wetter in bester Pleinair-Manier direkt an der Staffelei. „Unsere ‚Schöne‘ steht mal wieder im Mittelpunkt einer Ausstellung. Und ich finde, man kann sich gar nicht daran sattsehen. Hamburg wächst und das bringt auch Wandel mit sich“, sagt Galeristin Christa Block. „Die Veränderung einer Stadt findet zwar nicht direkt vor unseren Augen statt und oft kann man den langwierigen Prozess gar nicht wahrnehmen. Kunstwerke hingegen fangen etwas von der Zeit ein, in der sie entstanden sind.“

    Die neun Künstlerinnen und Künstler Friedel Anderson, Margreet Boonstra, Tobias Duwe, André Krigar, Meike Lipp, Mathias Meinel, Lars Möller, Frank Suplie und Till Warwas verwendeten dabei unterschiedliche Techniken: Öl, Acryl, Eitempera, oder Malen mit dem Finger, wie die Künstlerin Meike Lipp.

    „Ich bin begeistert über die vielen Facetten unserer Stadt, die die Norddeutschen Realisten in ihren Bildern zeigen. Wir richten das Symposium bereits das vierte Mal aus – für die Malerinnen und Maler ist die Galerie also eine Art Heimspiel. Wir haben uns bei ihrer Gründung 1985 bewusst entschieden, das Programm dem norddeutschen Realismus zu widmen. Es ist damit persönlich geprägt und in Hamburg einzigartig.“

    Bei den Norddeutschen Realisten handelt es sich um eine Gruppe von Malerinnen und Malern, die seit über 30 Jahren gemeinsam Pleinair malen und ausstellen, insbesondere in Norddeutschland. Mit sehr viel Erfolg: Unter anderem hat das Landesmuseum Schloss Gottorf die Künstlerinnen und Künstler 2013 mit einer großen Ausstellung gewürdigt, der Künstlervereinigung wurde im gleichen Jahr der Kunstpreis der Schleswig-Holsteinischen Wirtschaft verleihen, und 2029 erhielten sie den Publikumspreis auf der NordArt.

    Friedel Anderson (geb. 1954) gehört zu den bedeutenden norddeutschen Malern. Seine stets an der Realität orientierten Arbeiten beeindrucken durch atmosphärische Dichte und Intensität der Stimmung. Seine Motive beschränken sich nicht nur auf die klassischen Genres wie Stillleben und Landschaftsmalerei, sondern er widmet sich auch immer wieder ungewohnten Motiven, die bis in industrielle Bereiche vordringen. Friedel Anderson führt uns vor, was Malerei heute noch sein kann, und er beruft sich dabei auf den Begriff der „Peinture“, den malerischen Vortrag, der mit Geste, Abstraktion, Farbauftrag und dem gewählten Farbinventar zu umschreiben ist.

    Friedel Anderson: Großneumarkt, Öl-auf-Hartfaser, 30x40cm, 2022

    Margreet Boonstra (geb. 1967) gehört dem niederländischen Kreis der „Noordelijke Realisten“ und seit 2015, dem der „Norddeutschen Realisten“ an. So wie die anderen Mitglieder der Künstlergruppe malt die Niederländerin meist pleinair. Dank dieser Arbeitsweise und ihrem spontanen, kraftvollen Pinselstrich behält die gemalte Landschaft ihre Lebendigkeit und natürliche Intensität der Farben. Margreet Boonstra versteht es, mit ihren kraftvollen Bildern die Zeit anzuhalten und die Atmosphäre des Augenblicks zu bewahren.

    Margreet Boonstra: Treppenviertel Blankenese, Öl auf Leinwand, 90×90 cm, 2022

    Tobias Duwe (geb.1961) ist ein deutscher zeitgenössischer Künstler. Neben der Landschaftsmalerei bestimmen Themen aus der Industrie und Arbeitswelt sein künstlerisches Schaffen. In themenbezogenen Bildserien nähert er sich verschiedenen Lebensrealitäten. Er sieht dich dabei in der Tradition des Pleinair. Seit 1992 nimmt er regelmäßig an den Symposien der Norddeutschen Realisten teil.

    André Krigar (geb.1952) fängt das städtische Leben in ausdrucksstarken Momentaufnahmen ein. Der in Berlin lebende Künstler bringt Alltägliches realistisch und expressiv unmittelbar mit lockerem Pinselstrich auf die Leinwand. Sein Hauptmotiv ist die Stadtmalerei. Seit vielen Jahren durchstreift er für seine Bilder Großstädte wie Berlin, Hamburg oder Toronto. Er nennt die Malerei vor Ort als die wichtigste Quelle seiner Arbeit. Es geht ihm nicht um eine realitätsnahe Wiedergabe des Motivs, sondern eben um diese vielfältigen Einflüsse, um Stimmungen und sich flüchtig offenbarende Momente.

    Mit lebendigen, farbintensiven Kompositionen nimmt die Hamburgerin Meike Lipp (geb.1955) ihr Publikum mit auf die Reise durch Hamburg. Die Künstlerin versteht es, durch intensive Farben und die ihr eigene, rhythmisch-spielerische Malweise Situationen und Orte zum Leben zu erwecken. Ihre Gemälde wirken wie eine Verheißung von Abwechslung und bevorstehendem Spaß. Dort, wo in ihren Bildern Figuren die Szenerie bevölkern, bleiben diese in ihren Konturen schemenhaft und werden Teil ihrer Umgebung, mit und in der sie interagieren.

    Mathias Meinel (geb.1981) richtet den Blick gern nach unten und rückt Ausschnitte überschwemmter Felder und Pfützen in das Zentrum seiner Arbeiten. Seine Arbeiten sind geprägt vom Spiel mit Lichteinfall und Spiegelungen. Die Trennung von Himmel und Erde wird überwunden: Der nach unten gerichtete Blick erfasst gleichzeitig den im Wasser spiegelnden Himmel, man blickt auf die Wasseroberfläche und sieht gleichzeitig durch sie hindurch. Die von Meinel verwendeten Ölfarben sind im Wechsel kräftig und verhalten, der Auftrag ist mal pastos und plastisch, mal lasierend und durchscheinend.

    Lars Möller (geb. 1968) bevorzugt in seinen Arbeiten das Spiel mit Grau in zurückgenommenen und harmonischen Tönen und Nuancen, die stimmungsvolle Ruhe vermitteln. Seine Heimatstadt zählt zu den Lieblingsmotiven des in Hamburg lebenden und arbeitenden Künstlers. Lars Möller setzt in seinen Bildern die impressionistische Tradition der Pleinair-Malerei feinfühlig und zeitgenössisch um. Wie kaum ein anderer vermag er es, das Wesen des Nordens in seinen Arbeiten zu erfassen. Seit 1998 ist Lars Möller Mitglied der „Norddeutschen Realisten“.

    Frank Suplie (geb. 1950), Mitglied in der Malervereinigung der Norddeutschen Realisten seit 2006, malt Alltagsszenen, die ihn bewegen. Ob Stadtlandschaften oder idyllische Felder und Seen in der Natur – unter seinem Pinsel erstrahlt alles ein wenig heller als es in Wirklichkeit ist. In seiner langen Malerkarriere ist Frank Suplies Neugierde und die Lust am Licht nie erloschen. Meisterlich beherrscht er die traditionelle Eitempera-Malerei, lässig ungezwungen wirken seine Motive, voller Freude taucht man in diese Frische der Farben ein.

    Till Warwas´ (geb.1962) Malerei bewegt sich zwischen Landschaft, Pleinair gemalt in den warmen Monaten des Jahres, und Stillleben, die im Winter in seinem Atelier in Bremen entstehen. So unterschiedlich seine Sujets bei der ersten Betrachtung erscheinen, empfindet man doch eine starke Verwandtschaft von Natur und Gegenstand in seinen Gemälden. Etwas in seiner Malerei ist unerklärlich, zeitlos und von tiefer Lebendigkeit. Till Warwas befreit das Motiv von Klischees und beschwerlichen Erwartungen an die zeitgenössische Malerei und erschafft eine neue Form der Gegenständlichkeit, die mühelos in seinem Werk ein Zuhause findet.

    Till Warwas: Blick vom Falkenstein,Öl auf Leinwand, 61 x 71 cm, 2022

    Grand Elysée Hotel Hamburg, Rothenbaumchaussee 10, 20148 Hamburg

    Kunstgenuss auf Augenhöhe: Die Sammlung Block im Grand Elysée Hotel Hamburg

    Mit über 1.200 Gemälden, Aquarellen, Grafiken, Skulpturen und Fotografien ist die Sammlung Block im Grand Elysée Hotel Hamburg eine der bedeutenden Privatsammlungen gegenständlicher Kunst in Norddeutschland. In themenorientierten Dauerausstellungen werden über 850 Exponate in den Foyers und Restaurants, Veranstaltungsräumen sowie in den Hotelfluren und Suiten präsentiert.

    Gruppenbild von links: Till Warwas, Meike Lipp, Lars Möller, Galeristin Christa Block, Frank Suplie, Margreet Boonstra, André Krigar, Mathias Meinel und Friedel Anderson (v.l.) © Alle Fotos: Galerie im Elysée / Barbara Kloth