Anlässlich der seit Wochen andauernden Trockenheit geben die im Bündnis „Lebendige Alster“ zusammengeschlossenen Naturschutzverbände BUND, NABU und Aktion Fischotterschutz teilweise Entwarnung für die Alster und ihre Nebengewässer. Zwar liegen die Alsterquelle und manche Oberläufe von Zubringern wie Berner Au und Saselbek trocken, noch bestehe aber keine unmittelbare Gefahr für das Leben im Fluss.
Ihr Wasser bekommt die Alster aus vielen Quellen, die meisten fließen noch – mit zwar wenig, aber hinreichend kühlem Wasser. Nach dem feuchten Frühjahr ist auch kein schnelles Versiegen aller Quellen zu befürchten. Kühles Wasser kann gut Sauerstoff lösen und der Tierwelt zur Verfügung stellen. Einer der größten Zuflüsse der Alster kommt allerdings aus dem Klärwerk Ahrensburg. Dieses Wasser ist nicht optimal. Es kommt zwar auch bei größter Trockenheit immer zuverlässig Wasser, doch darin sind viele Nährstoffe gelöst und kühl ist diese Quelle auch nicht.
Wo bestehen Gefahren für die Alster bzw. das Leben in der Alster?
- Algen, auch giftige Blaualgen treten da verstärkt auf, wo die zu vielen Nährstoffe im Fluss auf hohe Temperaturen treffen. Also vorwiegend in den flachen Staubereichen und den Rückhaltebecken, die in praller Sonne liegen. Wenn die Algen absterben, kann dann auch Sauerstoffmangel folgen.
- Fischsterben droht vorwiegend dort, wo Sauerstoffmangel auftritt. Das wird durch die Hitze und den Mangel an Wasserströmung befördert. Ein Schlüsselproblem insbesondere für Bäche sind dann die ersten Regenfälle nach längerer Trockenheit, die das faulige Wasser aus den Kanalisationen mit vielen Bakterien und mit Schmutzfracht in die Bäche spülen, wo der verbleibende Sauerstoff von den Bakterien im Handumdrehen verbraucht sein kann. Das ist im Hochsommer regelmäßig an der unteren Wandse zu beobachten und führt auch immer wieder zu lokalen Fischsterben.
Was wurde getan:
„Es ist in den letzten Jahren schon viel passiert, um das Leben in der Alster widerstandfähiger gegenüber heißen Sommern zu machen“, so Diplom-Biologe Wolfram Hammer vom Projekt Lebendige Alster:
- Die Stadt hat Fischtreppen bis hoch nach Poppenbüttel bauen lassen. Sie ermöglichen den Fischen je nach Bedarf in die verbliebenen sauerstoffreicheren Zonen zu wandern. So sind sie nicht mehr, wie früher, in einzelnen Abschnitten zwischen den Schleusen gefangen. Falls einzelne Bereiche unter Sauerstoffmangel und Fischsterben leiden, können sie bei verbesserter Situation auch schneller wieder besiedelt werden.
- Die kleinräumigen Renaturierungen, die das Projekt Lebendige Alster seit elf Jahren umsetzt, haben an vielen Stellen zu mehr Sauerstoff-Eintrag durch Verwirbelung des Wassers gesorgt und zu Vertiefungen, wohin sich Fische auch bei niedrigen Wasserständen zurückziehen können.
Was kann man tun:
- Ein Mittel, die Gefahr von Fischsterben durch Sommerregen zu mindern ist das häufige Reinigen der Straßen. Es sollte vor allem im Hochsommer in sensiblen Bereichen entlang von Bächen erfolgen.
- Rückhaltebecken funktionieren bei diesem Wetter an kleinen Bächen wie eine Heizung und verstärken die Probleme. Es sollten mehr trockene Rückhalteräume realisiert werden, die diese Wirkung nicht haben.
- Anlieger sollten jetzt keinesfalls mehr Wasser aus den Bächen entnehmen.
Fazit: Der Alsterfluss insgesamt kann das Extremwetter wohl noch eine Weile verkraften. In Staubereichen und an kleineren Bächen vor allem mit großen Straßenabläufen kann es aber lokal sehr kritisch werden.
Foto: Renaturierungen, wie hier nahe der Landesgrenze zu Schleswig-Holstein, machen den Lebensraum der Alster widerstandsfähiger gegen Extremwetter. © BUND, Wolfram Hammer