In der Innenstadt wird ab sofort an eine große Dame der Zauberkunst erinnert: Rosa Bartl – Zauberhändlerin und Illusionistin (1884–1968). Der Vorsitzende des Kulturvereins Lebendiger Jungfernstieg Markus Schreiber und dessen Stellvertreterin Sandra Quadflieg haben am Jungferstieg 24 eine Gedenktafel enthüllt – inklusive Zauberstab. “Wenn man ihn berührt, widerfährt einem Glück”, so die beiden lächelnd.
Auf der Gedenktafel steht:
„Rosa Bartl (geb. Leichtmann) 17. Juli 1884 in Wien – 23. September 1968 in Hamburg. Zusammen mit ihrem Ehemann János Bartl gründete Rosa 1910 das erste Zaubergeschäft in Hamburg. Zauber-Bartl war in der Zauberkunst weltweit ein begriff und ist es heute noch. In der NS-Zeit war Rosa wegen ihrer jüdischen Herkunft starken Repressalien ausgesetzt und durfte ihr Geschäft nicht mehr betreten.
Das Zaubergeschäft am Neuen Jungfernstieg 1 existierte bis zum ersten Weltkrieg, danach zog es zunächst in den Jungfernstieg 24 und anschließend bis 1962 in den Jungfernstieg 22. Von hier verlegte Rosa Bartl in ihre Privatvilla in der Warburgstraße und führte es mit viel Elan weiter bis kurz vor ihrem Tode.“
Zur Enthüllung ist sogar extra die Enkelin von Rosa Bartel angereist, Birgit Bartl-Engelhardt. Außerdem ließen sich einige Hamburger ZauberkünstlerInnen blicken. Kein Wunder, lag hier am Jungfernstieg doch von 1930 bis 1952 mit dem Zauberladen doch ein Hotspot der Zauberkunst und in Fachkreisen trug Rosa Bartl den Ehrentitel “Mutter der Hamburger Zauberkünstler”. Es wurde ihr in die Wiege gelegt, ihr Vater Josef Leichtmann (1855-1929) war Kaufmann, Zauberhändler und Artist. Sie hatte noch vier Geschwister, darunter ein Bruder.
Die Töchter gingen als „Magische vier Schwestern“ in die Zaubergeschichte ein. 1910 heiratete sie in London den Zauberkünstler János Bartl (1878-1958), den sie in dem Zaubergeschäft ihrer Schwester Melanie Leichtmann in Köln kennengelernt hatte. Im selben Jahr gründeten beide eines der ersten Zaubergeschäfte in Hamburg am Neuen Jungfernstieg 1. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, der erst durch die Nazis des Dritten Reiches einen Dämpfer erhielt. Trotz ihrer Brühmtheit zu ihrer Zeit, war geriet Rosa Bartl außerhalb der Zauberkunst ein wenig in Vergessenheit. Das änderte sich unter anderem 2019. Denn Rosa Bartl wurde im Garten der Frauen auf dem Ohlsdorfer Friedhof aufgenommen. Ihr Gedenkstein ist in Form eines Zylinderhutes gestaltet, der mit einer Klappe verschlossen ist. Wird die Klappe geöffnet, erscheint ein kleiner weißer Hase. Und nun gibt es diese wunderbare Gedenktafel am Ort ihres einstigen Schaffens.
„Ich freue mich sehr, dass wir mit dieser Tafel dem Vergessen etwas entgegensetzen können und gleichzeitig der berühmten jüdischen Hamburger Zauberkünstlerin Rosa Bartl gedenken! Und besonders freut es mich für die HamburgerInnen und TouristIinnen, dass sie ab Freitag einen magischen Ort mitten im Herzen der Stadt haben, an dem sie sich ihre kleinen Wünsche nur durch Berühren des Zauberstabs erfüllen können“, sagt Sandra Quadflieg, stellvertretende Vorstandsvorsitzende Lebendiger Jungfernstieg e.V.
HIER gibt es eine ausführliche Biografie von Rosa Bartl (Behörde für Schule und Berufsbildung)
Mehr zum Verein Lebendiger Jungfernstieg gibt es HIER.
Aufmacherfoto: © Lebendiger Jungfernstieg/Thomas Meyer